Leimener Integrationsgeschichten (10) – Sajid Mehmood

von Panja Küpper

Die Landesflagge von Pakistan

Sajid ist am 01.03.89 in Gojra Toba Tek Singh / Pakistan geboren, hat 15 Jahre bei seiner Tante in England gelebt und ist 2015 nach Deutschland eingereist. Er war zunächst 6 Monate in Donaueschingen und wurde dann nach Leimen in das Camp verlegt.

Er hatte als Pakistani keinen Zugang zu einem Integrationskurs und hat bereits drei Monate nach seiner Ankunft in der Travemünderstraße angefangen zu arbeiten.

Sajid war zunächst im Mandys Restaurant, dann bei Mc Donalds und im Restaurant Belvedere im Emmertsgrund als Küchenhelfer tätig. Parallel dazu, hat er in Walldorf vormittags einen dreimonatigen Sprachkurs besucht. Anschließend hat er in der Eurst Kantine bei SAP Walldorf gearbeitet.

In der Zeit seiner Erwerbstätigkeit hat er sich seine Deutschkenntnisse, mit Hilfe seiner Ehrenamtshelferin, ohne weitere Sprachkursunterstützung selbst erarbeitet und konnte im Sommer 2019 über den Sommerintensivkurs, zur Vorbereitung für Auszubildende, in nur vier Wochen das Zertifikat B1 erlangen.

Sajid macht seit Oktober 2019 die dreijährige Ausbildung zum Altenpfleger und arbeitet im Pflegeheim VDA in Sandhausen. Er wird seine Ausbildung im Herbst 2022 abschließen und hat, aufgrund seiner guten Leistungen, heute bereits die Zusage seines Arbeitgebers, dass er nach der Ausbildung übernommen wird. Altenpfleger ist sein Lieblingsberuf, er sagt, wohin man Positives und Liebe gibt, kommt das Gleiche zurück.

Sajid Mehmood

Sajid Mehmood

Was hat dir am meisten beim Ankommen in Deutschland geholfen?
Sajid: „Die Freundlichkeit der Menschen hat mir sehr geholfen. Ich habe hier sehr viel gelernt. Besonders meine „deutsche Mama“ Frau Schulz hat mir sehr viel beigebracht. Sie hat mir die Kultur und das Leben in Deutschland erklärt und regelmäßig mit mir Deutsch gelernt. Vom ersten Tag an bis zu meiner Ausbildung und auch heute noch erklärt sie mir, wie das Leben hier funktioniert.“

Was waren die schwierigsten Punkte in Deutschland für dich, oder was ist heute noch schwierig?
Sajid: „Das Leben im Camp war sehr schwer, es gab oft Schlägereien und Streit.
Was ich heute noch erlebe ist, dass die Menschen Angst vor meiner dunkleren Hautfarbe haben. Sie wechseln die Straßenseite oder gehen mir aus dem Weg. Ich wollte einmal nach einer Prüfung in meiner Ausbildung ein bisschen  Ruhe haben und habe mich im Leimener Friedhof auf eine Bank gesetzt und die Augen geschlossen. Ein Ehepaar hat die Polizei gerufen und meine Ausweispapiere wurden kontrolliert. Ich habe ja davor viele Jahre in England gelebt, da war das nicht so.
Auch heute noch ist die deutsche Sprache nicht so einfach für mich. Ich verstehe jetzt zwar alles, aber in meiner Ausbildung ist es trotzdem nicht immer einfach mit dem Deutsch.“

Welche Speisen in Deutschland schmecken dir überhaupt nicht?
Sajid: „Sauerkraut und Spargel aus dem Glas, das kann ich beides nicht essen.“

Was magst du an der deutschen Küche?
Sajid: „Ich habe hier vieles ausprobiert, was die deutschen Leute  essen, da gibt es Einiges, das ich gerne mag: Currywurst, Semmelknödel, Kartoffelsalat und grünen Spargel mit Eiern.“ 

Was hast du von den Deutschen inzwischen übernommen?
Sajid: „In Deutschland habe ich gelernt pünktlich und freundlich zu sein und Verantwortung zu übernehmen. Bei meiner Arbeit bin ich immer schon 15 min vor meinem Dienstbeginn da.
An Festen wie Weihnachten und  Ostern schmückt man in Deutschland die Wohnungen und schenkt seinen Nachbarn und Freunden eine Kleinigkeit. Das ist etwas sehr Positives und die Menschen freuen sich darüber.
Das mache ich jetzt auch so. Vor Weihnachten zünde ich vier Wochen lang Kerzen an. Ich hatte auch einen Adventskalender, aus dem man jeden Tag Schokolade essen darf. An Ostern habe ich Ostereier bemalt und Hasen verschenkt. Ich finde es sehr schön, wie man das hier in Deutschland macht, es gefällt mir und ich habe es übernommen.“

Gibt es etwas, das du noch sagen möchtest?
Sajid: „Wenn man in Deutschland nicht arbeitet, dann kann man die Kultur nicht kennenlernen, man lernt auch schwieriger deutsch zu sprechen und hat wenig Geld. Das Leben besteht dann nur aus Schlafen und Aufstehen, dadurch wird man wie krank. Viele meiner Landsleute haben keine Arbeits-erlaubnis, das ist schwierig.
Durch meine Ausbildung habe ich jetzt die Ausbildungsduldung bekommen und muss jetzt erstmal  keine Angst haben, dass ich weg gehen muss.“

Mein Rezept aus Pakistan:
Aloo keema matar

Aloo keema matar

  • 1500 g Hammelhackfleisch
  • 2 große Kartoffeln
  • 2 Zwiebeln in Scheiben geschnitten
  • 3 Tomaten in Scheiben geschnitten
  • 6 Knoblauchzehen zerkleinert
  • 1 Stück Ingwer zerkleinert
  • 1 TL Salz
  • 1 TL Kashmiri Chilipulver
  • 1 TL Kurkumapulver
  • 1 TL Kreuzkümmel
  • 1 TL Garam Masala
  • 1 TL Korianderpulver
  • 1 TL Kreuzkümmelpulver
  • 5 ganze schwarze Pfefferkörner
  • 4 ganze Nelken
  • 2 schwarze Kardamomkapseln
  • 1 Tasse Erbsen
  • Koriander
  • 2 grüne Chilischoten
  • 500 ml Wasser
  • Öl zum Anbraten
  1. In einem Schnellkochtopf Hackfleisch, Gewürze, Salzzwiebeln, Tomaten, zerquetschten Knoblauch und Ingwer geben.  1 Liter Wasser dazugießen Herd einschalten und 25 min im geschlossenen Topf kochen.
  2. Hackfleisch absieben. Brühe für das Curry aufbewahren.
  3. In einem Wok oder Karahi Öl erhitzen. Hackfleisch zufügen und bei hoher Hitze 5 Minuten anbraten.
  4. Hälfte der Brühe zum Hackfleisch gießen. 2 Chilischoten dazugeben und 5 Minuten kochen. Währenddessen die Kartoffeln schälen, waschen und in kleine Stücke von etwa 1 cm Größe schneiden.
  5. Kartoffeln und Erbsen zum Hackfleisch geben und gut mischen.  Bei mittlerer Hitze 4-5 Minuten weitergaren.
  6. Die restliche Brühe hinzufügen und umrühren.  Weitere 4-5 Minuten kochen, bis die Kartoffeln weich werden.
  7. 500 ml Wasser hinzugeben und abgedeckt bei schwacher Hitze köcheln, bis die Kartoffeln vollständig gekocht sind.
  8. Mit gehacktem Koriander garnieren.